Audienz im Vatikan

Papst Franziskus hat Kubas Präsidenten Diaz-Canel empfangen

Der kubanische Staatspräsident Miguel Diaz-Canel ist am Dienstag von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Das geht aus einer Mitteilung des vatikanischen Presseamts hervor. Worüber der Präsident und das Kirchenoberhaupt sprachen, gab der Vatikan nicht bekannt. Diaz-Canel äußerte sich auf Twitter über das "offene Gespräch".

Es habe weitgehende Übereinstimmung "bei drängenden Fragen der internationalen Agenda für die Menschheit" gegeben, schrieb der Präsident, ohne das Thema Ukraine-Krieg ausdrücklich zu erwähnen. Der Papst hat eine Friedensmission für die Ukraine ins Leben gerufen und will zwischen Moskau und Kiew vermitteln; Diaz-Canel verfügt über gute Verbindungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin.

Der Staatschef übermittelte Franziskus zudem die Genesungswünsche des kubanischen Volkes. Vergangenen Freitag war das Kirchenoberhaupt nach einer Darm-Operation aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Nach der Audienz beim Papst sprach Diaz-Canel mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem deutschen Kurienbeamten Daniel Pacho, Untersekretär im vatikanischen Außenamt, über die diplomatischen Beziehungen. Dabei ging es laut Vatikan auch um "einige internationale Themen von beiderseitigem Interesse".

Ob auch die politischen Gefangenen auf Kuba ein Gesprächsthema mit dem Papst waren, blieb zunächst unbekannt. Bei Protesten 2021 hatten Tausende Menschen eine demokratische Öffnung des Ein-Parteien-Systems auf der Karibikinsel gefordert. Zahlreiche Regierungskritiker wurden damals verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Franziskus hatte sich im Februar über einen Gesandten für deren Freilassung ausgesprochen.

Vor dem Treffen im Vatikan kritisierte eine Handvoll Demonstranten in Rom die Begegnung von Papst und Diaz-Canel. "Es reicht mit der Diktatur, es reicht mit der Unterdrückung", sagte einer von ihnen am Dienstagmorgen.

Während der Kubanischen Revolution in den 1950er Jahren hatte die Regierung in Havanna gezielt Kirchenvertreter verfolgt. Entspannung brachte eine Kuba-Reise von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1998. 2016 ermöglichte die kubanische Regierung die historisch einmalige Begegnung von Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. in Havanna.

Die Karibikinsel erlebt seit Monaten eine schwere Versorgungskrise. Die offiziell verbotene Opposition macht das sozialistische Wirtschaftssystem und Korruption für die Mangellage verantwortlich. Die kubanische Regierung dagegen erklärt, das jahrzehntelange US-Handelsembargo habe die Wirtschaftskrise ausgelöst.

KNA

21.06.2023 - Lateinamerika , Papst , Politik