Patriarchat:

Besetzung von Kirchenland in Ostjerusalem "illegal"

Die griechisch-orthodoxe Kirche von Jerusalem hat die Übernahme eines Grundstücks südlich der Altstadt durch israelische Siedler als illegal verurteilt. "Dieser Vorfall stellt eine direkte Reaktion der radikalen israelischen Gruppen auf die Kritik des Patriarchats an ihren expansionistischen Praktiken dar, die bewusst gegen die christlichen Kirchen in Jerusalem gerichtet sind", heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Stellungnahme des griechisch-orthodoxen Patriarchats.

Die Gruppe habe keinerlei rechtliche Legitimierung, das Land zu betreten oder zu besetzen. Das Patriarchat kritisierte insbesondere die bewaffnete Unterstützung israelischer Sicherheitskräfte bei dem Vorfall.

Laut Berichten waren israelische Sicherheitskräfte am Dienstagmorgen in das palästinensische Stadtviertel Silwan eingedrungen, um der rechtsgerichteten Siedlerorganisation Elad Zugang zu dem Grundstück zu verschaffen, das an den Schiloach-Teich grenzt. Die israelische Antikenbehörde hatte zuvor angekündigt, den Teich vollständig freizulegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Bei dem rund 1,2 Hektar großen Stück Land handelt es sich laut Patriarchat um Kirchenbesitz, der seit Beginn des 20. Jahrhunderts an eine palästinensische Familie verpachtet sei. Das Eindringen sei ein "klarer Eingriff in die Besitztümer des Patriarchats in Jerusalem". Bereits 2008 habe es einen Versuch der Stadtverwaltung gegeben, sich das Grundstück anzueignen. Bei einem anschließenden Gerichtsverfahren habe das Patriarchat überraschend erfahren, dass das Grundstück Teil eines Immobiliengeschäfts zwischen Vertretern der Kirche und einer radikalen Siedlergruppe aus dem Jahr 2004 war, zu dem auch zwei Hotels nahe des Jaffators gehörten. Das Patriarchat hatte den Verkauf als korrupt und betrügerisch erfolglos angefochten.

Kritik an der Einnahme des strategisch und biblisch bedeutenden Landstücks hatte auch die Archäologengruppe "Emek Schaveh" geübt, die sich die gegen eine Politisierung von Archäologie engagiert. Ebenso hatte sich der auf territoriale Streitigkeiten in Ostjerusalem spezialisierte Rechtsanwalt und Jerusalem-Aktivist Daniel Seidemann sowie die Hamas im Gazastreifen geäußert.

Der in der Bibel mehrfach erwähnte Schiloach-Teich hat für Juden und Christen große historische Bedeutung. Vor rund 2.700 Jahren als Teil des Jerusalemer Wassersystems unter Herrschaft von König Hiskia angelegt und unter König Herodes ausgebaut, diente er als Reservoir für die Gihon-Quelle. Nach Angaben der Antikenbehörde ist davon auszugehen, dass der Teich in dieser Zeit als rituelles Bad ("Mikwe") von Millionen von Pilgern auf dem Weg zum Tempel genutzt wurde. Laut biblischer Überlieferung machte Jesus am Schiloach-Teich einen blinden Mann sehend.

Die Ausgrabungsstätte südlich des Tempelbergs ist seit langem ein Politikum. In die Kritik unter anderem der "Israelischen Akademie der Wissenschaften" geraten ist vor allem die Übertragung der Davidstadt an die Siedlerorganisation Elad. Ihr wurde wiederholt vorgeworfen, allein auf die jüdischen Aspekte der multikulturellen Stätte zu fokussieren.

KNA

28.12.2022 - Archäologie , Israel , Nahost