Nach zwei mageren Jahren

Für die Menschen in Jesu Heimat

Mehrere Millionen Euro erbrachte die jährliche weltweite Heiliglandkollekte, bevor der Erlös durch Corona drastisch zurückging. Die Christen in der Heimat Jesu brauchen das Geld aber dringend. Nun, nach dem Abflauen der Pandemie, hoffen sie wieder auf reichlichere Unterstützung.

Gerade einmal zwei Prozent der Menschen in Israel bekennen sich zum Christentum. In den palästinensischen Gebieten ist der Anteil noch geringer. Die „Messianer“, wie sich die einheimischen Christusnachfolger nennen, setzen sich in Israel zu etwa gleich großen Teilen aus arabischsprachigen, palästinensischen sowie aus zugewanderten Christen zusammen. 

Letztere sind oft russischstämmig und mit jüdischen Verwandten in den 1990er Jahren eingewandert. Dazu kommen Gastarbeiter, Pflegekräfte und Hausangestellte aus Sri Lanka oder den Philippinen sowie Asylsuchende aus Eritrea oder Westafrika. Die Christen des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens dagegen gehören ausnahmslos dem palästinensischen Volk an. 

Tausende „Berufschristen“

Zu diesen Messianern muss man, formuliert ein deutscher Ordensmann in Jerusalem salopp, ein paar Tausend ausländische „Berufschristen“ addieren. Damit sind etwa Benediktiner aus Deutschland, Franziskaner aus Argentinien, Korea und Kamerun oder Dominikaner aus Frankreich gemeint, die die Heiligen Stätten betreuen, an ordenseigenen Hochschulen oder der Hebräischen Universität Jerusalem studieren, promovieren oder unterrichten. 

Weder in Israel noch in den Palästinensergebieten gibt es eine Kirchensteuer. Die christlichen Einrichtungen sind daher auf Pilger und Spenden angewiesen. Und von diesen christlichen Häusern gibt es nicht gerade wenige: Kirchen und Klöster, Pilgerhospize und Krankenhäuser, Waisenheime und Sozialstationen, Kindergärten und Schulen – bis hin zur katholischen Universität Bethlehem. 

Vor Corona sind allein durch die Heiliglandkollekte mehrere Millio­nen Euro zusammengekommen. Für den über 150 Jahre alten Deutschen Verein vom Heiligen Lande (DVHL) ist sie die Haupteinnahmequelle. Üblicherweise erbrachte sie ungefähr eine Million Euro. In Deutschland wird traditionell am Palmsonntag gesammelt, andernorts am Karfreitag.

Trotz Einrichtung eines gemeinsamen Sonderkontos mit dem Franziskanerorden reduzierte sich in der Pandemie das Spendenaufkommen um etwa die Hälfte. Der DVHL unterhält unter anderem zwei Gästehäuser für Pilger, das Schmidt’s Girls College, ein Alten- und Pflegeheim in Emmaus-Qubeibeh sowie die Behinderten-Begegnungsstätte Beit Noa in Tabgha am See Genezareth. Die Franiskanerkustodie des Heiligen Landes ist für 15 Schulen mit 12 000 Schülern verantwortlich. 

Konflikte, Zerrissenheit, Terror

DVHL-Generalsekretär Matthias Vogt erbat kürzlich per Brief Unterstützung, um „unsere wichtige Arbeit fortzusetzen“. Vogt gibt zu bedenken, dass „seit 2000 Jahren Christinnen und Christen im Heiligen Land leben“ – „in einer Region, die geprägt ist durch Vielfalt“. Konflikte führten jedoch „zu Zerrissenheit in der Gesellschaft, zu religiösen Spannungen, sogar zu Terror“. 

Der Verein, dem Vogt seit 2020 vorsteht, hat ein knapp zweiminütiges Video erstellt, das auf der Internetplattform Youtube zu sehen ist. Darin erbitten die Volontäre Ben und Felix, die seit einigen Monaten im St.-Charles-Hospiz in Jerusalem mitarbeiten, um Spenden, um so „Freiwilligendienste, aber auch andere Projekte hier im Land unterstützen zu können“.

Dasselbe Anliegen vertritt der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri. „Zwei Jahre hintereinander haben die Christen des Heiligen Landes Ostern und Weihnachten in einer Art Isolation gefeiert, ohne die Wärme und Solidarität der Pilger, die die Heiligen Stätten und die örtlichen Gemeinden sonst besuchten“, weist er auf die Folgen der Pandemie hin. „Die Familien haben über alle Maßen unter der Arbeitslosigkeit gelitten, mehr noch als unter den unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie selbst.“

Für Glaubensgeschwister

Die weltweite Kollekte steht diesmal unter dem Motto „Sehnsucht nach Frieden in der Heimat Jesu – Gemeinsam für die Menschen im Heiligen Land“. Sie kommt nicht nur Christen in Israel und Palästina zugute, sondern auch Glaubensgeschwistern zwischen der Türkei und dem Irak und bis nach Eritrea und Äthiopien. 

Die Sammlung, die auch Kollekte Pro Terra Santa genannt wird, wurde auf Wunsch der Päpste initiiert. Laut Kardinal Sandri ermöglicht sie „unseren Brüdern und Schwestern im Heiligen Land, weiter zu leben, zu hoffen und ein lebendiges Zeugnis abzulegen für das Wort, das an Orten und auf Wegen, die seine Gegenwart gesehen haben, Fleisch geworden ist“.

Johannes Zang

Informationen 

im Internet unter www.palmsonntagskollekte.de. 

Das DVHL-Video finden 

Sie unter: youtu.be/aKXAqFvYGzM

05.04.2022 - Corona , Heiliges Land , Spenden