Zum Start keine Vorfälle

Abaja-Verbot in Frankreichs Schulen

Das neue Schuljahr in Frankreich ist trotz des Verbots des muslimischen Überkleids (Abaja) ohne Zwischenfälle gestartet. Das teilte Premierministerin Elisabeth Borne am Montag laut französischen Medienberichten mit. Bildungsminister Gabriel Attal erklärte, 513 schulische Einrichtungen seien besorgt, dass das nun verbotene und als religiöses Statement definierte Kleidungsstück zum Tragen kommen könnte.

Rund 12 Millionen SSchüler in Frankreich kehrten am Montag in die Schule zurück. In einigen Einrichtungen seien junge Mädchen in Abaja angekommen, bestätigte die Premierministerin am Mittag. Einige hätten zugestimmt, den Mantel abzulegen. Mit den anderen werde man weiter pädagogische Gespräche suchen, um zu erklären, dass es "ein Gesetz gibt, das das Tragen von Zeichen oder Kleidungsstücken untersagt, mit denen Schüler ihre Zugehörigkeit zu einer Religion zum Ausdruck bringen, welche auch immer es sei", sagte Borne.

Laut Bildungsministerium sind landesweit rund 2.000 Mitarbeiter in diesen Fragen geschult. Sie seien in den betreffenden Einrichtungen stationiert worden, wo das Thema mutmaßlich auftauchen wird, erklärte Attal. Die Idee eines Verbots religiöser Symbole für Eltern, die Schulausflüge begleiten, lehnte der Bildungsminister ab. Es sei zu unterscheiden zwischen dem, was in der Schule und außerhalb passiert. Für ihn zähle, was in der Schule passiert.

Zugleich kündigte Attal für den Herbst nähere Informationen für einen beschränkten Test mit Schuluniformen an. Er wisse nicht, ob Uniformen ein Wundermittel seien, das alle Probleme in der Schule löst. Aber einen Versuch sei es wert. Vertreter der Departementsräte in den Regionen Alpes-Maritimes und Bouches-du-Rhone hatten zuletzt angeboten, in der Schule mit Uniformen zu experimentieren.

Die Abaja ist ein traditionelles langes Kleid vor allem aus den Golfstaaten; es soll die Körperformen der Frau bedecken. Französische Islamverbände werten sie nicht als religiöses Kleidungsstück. Allerdings werben islamische Influencer im Netz für das Tragen als muslimisches Statement.

Frankreichs Konservative und Rechte stehen hinter dem Verbot; die Linksparteien sind in der Frage gespalten. Abgeordnete von Sozialisten (PS) und Kommunisten (PCF) billigten es mit Blick auf das Prinzip des Säkularismus (Trennung von Religion und Staat). Die linkspopulistische Bewegung "La France insoumise" (Unbeugsames Frankreich, LFI) sieht es als islamfeindlich an und will rechtlich gegen das Verbot vorgehen; die Grünen (Parti Ecologiste; Umweltschutzpartei) werten es als eine Stigmatisierung von Muslimen. Linkspolitiker sprachen von einer "Kleiderpolizei".

Von den rund 67 Millionen Einwohnern Frankreichs sind laut Schätzungen bis zu 6 Millionen Muslime. Andere Schätzungen gehen von mindestens 3,5 Millionen aus.

KNA

05.09.2023 - Frankreich , Religionen , Schule