AUGSBURG – „Abgesagt“ steht derzeit in großen Buchstaben über den Konzerten der Augsburger Domsingknaben. Das Coronavirus schränkt auch den Alltag des Chors ein. Die Buben singen trotzdem. Im Interview beschreibt Domkapellmeister Stefan Steinemann die Situation.
Herr Steinemann, wie ist Ihnen und Ihren Sängern jetzt zumute, wo alle Konzerte abgesagt sind?
Die Corona-Krise ist auch für die Augsburger Domsingknaben und die Dommusik ein großer Einschnitt. Die Konzerte in der Passions-zeit, darunter die Johannes-passion in der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche, die liturgischen Dienste in der Karwoche und an den Osterfeiertagen und natürlich vor allem die Bischofsweihe waren schon seit Wochen in der Vorbereitung. Dass diese großen Aufgaben nun, zumindest vorerst, nicht stattfinden können, ist natürlich sehr bitter. Darüber hinaus ist auch der reguläre Probenbetrieb im Haus St. Ambrosius, unserem Chorzentrum, vollständig eingestellt. Trotzdem blicken wir mit großer Vorfreude nach vorne.
Ein mehrwöchiger Probenausfall ist in der Geschichte des Chors wahrscheinlich noch nicht oft vorgekommen. Wie gehen Sie mit den Einschränkungen durch die Krise um?
Dass im Moment nicht wie gewohnt Proben vor Ort stattfinden können, ist richtig. Einen mehrwöchigen Ausfall gibt es jedoch nicht. Seit zwei Wochen haben wir auf digitalen Unterricht umgestellt. Per Video-Live-Stream gibt es bei den Domsingknaben nach wie vor Einzel-Stimmbildung und Stimmbildung in Kleingruppen. Sogar Chorproben fanden bereits statt. Auch der Instrumentalunterricht kann so fortgeführt werden und wird von allen Familien sehr gut angenommen.
Sie haben also keine Angst, dass die Sänger während der Pause „einrosten“?
Nein, da mache ich mir keine Sorgen. Die Buben entdecken bei uns bereits von klein auf die Freude an der Musik. Diese Begeisterung kann uns auch eine Corona-Krise nicht nehmen.
Ende März gab es eine gemeinsame digitale Probe für die Sänger. Wie funktioniert so etwas?
Schon vor der Bekanntgabe der Ausgangsbeschränkungen haben wir überlegt, wie wir den Musikalltag weiterführen können. In Absprache mit den Sängern und Familien haben wir erste Versuche per Live-Stream gemacht und dann schließlich auch eine Chorprobe mit allen Sängern. Es war natürlich toll, dass sich dadurch alle einmal wieder sehen konnten, auch wenn die Situa-tion vor dem Bildschirm sehr ungewöhnlich war.