Verstorbener Onkel im Visier

Neuer Verdacht im Fall von verschwundener Emanuela Orlandi

Im Fall der vor 40 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi wird eine alte Spur neu aufgerollt. Aus Vatikanakten aus den 80er Jahren gehe hervor, dass der Onkel der damals 15-jährigen Emanuela deren ältere Schwester sexuell belästigt haben soll, berichtete der Fernsehsender La7 am Montagabend. Dies habe dem Vatikan der vormalige Beichtvater der Familie Orlandi bestätigt, dem sich die ältere Schwester anvertraut habe.

Zudem gibt es laut La7 ein Phantombild, das nach den Angaben eines Wachmanns und eines Polizisten gefertigt wurde, die Emanuela am Abend ihres Verschwindens mit einem Mann gesehen haben sollen. Das Phantombild dieses Mannes ähnele dem mittlerweile gestorbenen Onkel.

Emanuelas Bruder, Pietro Orlandi, zeigte sich mehreren Presseberichten zufolge entrüstet. "Sie können nicht die Verantwortung für alles auf die Familie abschieben", sagte er. Seine Anwältin Laura Sgro ergänzte, die italienischen Behörden hätten den Verdacht gegen den Onkel bereits vor 40 Jahren ohne Ergebnis untersucht. Es handle sich mitnichten um eine Neuigkeit.

Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikan-Angestellten, kehrte am 22. Juni 1983 von ihrem Musikunterricht in Rom nicht nach Hause zurück. Seitdem gibt es, zuletzt auch in einer Netflix-Reihe, Gerüchte und Verschwörungstheorien über ihren Verbleib. Die italienische Staatsanwaltschaft hat in dem Fall erneut Ermittlungen aufgenommen; ebenso die vatikanische Staatsanwaltschaft auf Geheiß von Papst Franziskus. Die Strafverfolgungsbehörden beider Staaten haben sich Zusammenarbeit zugesichert und tauschen Informationen aus.

KNA

12.07.2023 - Kriminalität , Polizei , Vatikan