Vor 30 Jahren verunglückt

Formel-1-Star Ayrton Senna: Ein religiöser Rennfahrer

Vor 30 Jahren, am 1. Mai 1994, starb der brasilianische Formel-1-Pilot Ayrton Senna da Silva beim Großen Preis von San Marino in Imola. Er wurde nur 34 Jahre alt. Senna war nicht nur einer der charismatischsten Akteure in der Königsklasse des Motorsports, sondern auch ein gläubiger und bibelfester Rennfahrer, dem die Beziehung zu Gott sehr wichtig war.

Senna kürte sich 1988, 1990 und 1991 zum Weltmeister der Formel 1. Doch nicht bloß als Motorsportler war er ein Idol, sondern auch als Mensch und Christ. Einmal sagte der Brasilianer: „Gott hat mir die Möglichkeit gegeben, Formel 1 zu fahren. Jetzt gibt er mir Ruhe und Gelassenheit.“ Diese Coolness, gepaart mit seiner engen Gottbeziehung, machte ihn zu einem Ausnahmesportler. Lief es für den stets perfektionistisch wirkenden Piloten mit dem symbolträchtigen gelben Helm bei einem Rennen einmal nicht nach Wunsch, brachte ihn das nach eigenen Aussagen näher zu Gott. Siegte er, war er sich der Unterstützung „von oben“ im Klaren. „Wer nicht an seinen Werten festhalte, auch wenn ihm Ungerechtes widerfahre, könne gleich aufgeben“, sagte Senna. Er startete 161 Mal bei der Formel 1. Davon gewann er 41 Rennen. Bei allen Erfolgen erzählte der Brasilianer vom Dasein Gottes, das er dabei verspürte. Die Bescheidenheit und Tiefe seines Glaubens veranlasste einige Konkurrenten zu Spott. Nicht selten hieß es, dass er wie wahnsinnig fahre, weil er an Gott glaube und sich für unsterblich halte.

Als Senna in der Formel 1 fuhr, war Sid Watkins Chefarzt der Rennklasse. Zu keinem anderen Fahrer pflegte der Brite eine so innige Beziehung wie zu dem Brasilianer. Er mochte dessen Genügsamkeit, „die bei Formel-1-Piloten unüblich ist“. Als am Tag vor Sennas Unfall der Österreicher Roland Ratzenberger beim Abschlusstraining ums Leben kam, stand Senna unter Schock. Tief bewegt vertraute er sich Watkins an. Der wollte ihn dazu bewegen, das Rennen am nächsten Tag nicht zu fahren. „Ayrton, was musst du noch beweisen? Lass das alles zurück und wir gehen fischen“, sagte er ihm. Der Brasilianer antwortete: „Es gibt gewisse Dinge, über die ich keine Kontrolle habe. Ich kann nicht aufhören. Ich muss weitermachen.“ 

So ging Senna an jenem schicksalsträchtigen 1. Mai 1994 für den Rennstall Williams-Renault an den Start. Nachdem er in Brasilien und Japan ausgeschieden und der junge Michael Schumacher, der für Benetton fuhr, die ersten beiden Rennen für sich entscheiden konnte, stand der Brasilianer unter Druck. Er wusste, dass er sich keinen weiteren Ausfall mehr leisten konnte. In der siebten Runde krachte Senna mit mehr als 200 Stundenkilometern in der Tamburellokurve in die Begrenzung. Sid Watkins war im Moment des Todes direkt bei dem Verunglückten. Später erzählte der Arzt, dass Senna zum Schluss geseufzt und in diesem Augenblick seine Seele den sterbenden Körper verlassen habe. Gerhard Berger, einer von Sennas besten Freunden im Motorsport, sagte, „dass die Sonne vom Himmel fiel“.

Vom Glauben geprägt

Auch wenn er auf der Rennstrecke beim Kampf um den Sieg egois­tisch und rücksichtslos erscheinen konnte, war er doch ein Mensch, der geprägt war von einem ganz tiefen Glauben. Die Lektüre der Heiligen Schrift lieferte ihm Antworten auf die Fragen, die er sich selbst stellte. „Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes“, steht auf Ayrton Sennas Grab in São Paulo. Auch am Morgen seines Todestages hatte Senna in der Bibel gelesen, ist überliefert. Seine Schwester Viviane sagte später, dass ihr Bruder Gott in diesem Moment um „ein großes Geschenk“ gebeten habe. Die Bibelstelle, die er an jenem Morgen las, verwies demnach in der Tat auf ein Geschenk: und zwar auf das Größte, was ein Mensch erhalten könne – Gott selbst. 

Der Tod eines der besten Rennfahrer der Geschichte kam einer Zäsur gleich. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Formel-1-Strecken und in den Rennautos wurden deutlich erhöht. Für Senna, den viele seiner Kollegen und Kontrahenten für unsterblich hielten, kamen diese Schritte zu spät.

Andreas Raffeiner

25.04.2024 - Glaube , Sport , Todestag