Museum zeigt Arma-Christi-Kreuze

Die Marterwerkzeuge Jesu

HUNDSZELL – „Arma Christi“, zu Deutsch die „Waffen Christi“ – wem sind sie heute noch ein Begriff? Das Bauerngerätemuseum in Hundszell (bei Ingolstadt) widmet den Marterwerkzeugen, die der Volksglaube in Heilsbringer umgedeutet hat, eine beeindruckende Sonderausstellung mit Exponaten aus der Sammlung des Ingolstädters Josef Nießer. 

Nießer begann vor 40 Jahren, Volkskunst zu sammeln, und stieß dabei immer wieder auf das Kreuz. Das älteste Exponat aus dem Pustertal datiert auf das 18. Jahrhundert. Nicht nur Waffen im klassischen Sinne wurden genutzt, um Jesus Leid zuzufügen. Er erfuhr, wie das Neue Testament berichtet, neben körperlicher auch seelische und moralische Gewalt. Unzählige Gegenstände fanden Eingang in die Passionsdarstellungen der Volkskunst: Rohr, Dornenkrone, Augenbinde, Geißel, Kette, Martersäule, Kreuz und Schweißtuch, Hammer, Spaten, Nägel, Lanze, Leiter, Zange, Grabtuch und Salbgefäße.

Zum Schutz des Hofs

Sogar die Würfel, mit denen die Soldaten seine Kleider auswürfelten, und der Stab mit dem Essigschwamm zählen zu den Arma Christi. Bis zu 30 Objekte wurden an einem einzigen Kreuz angebracht, meist willkürlich über die Balken verteilt, ohne erkennbare Reihenfolge. Arma-Christi-Kreuze dienten der häuslichen Andacht und dem Schutz für Haus oder Stall, an deren Außenwand sie oft angebracht waren. Als Feldkreuz ermahnten sie den Wanderer, innezuhalten und zu beten. 

„Arma-Kreuze sind sehr verschieden, sie entstammen keiner Serienproduktion“, erklärt Andreas Schmidt, Historiker, Volkskundler und Kurator der Ausstellung. Vielmehr seien sie als ländliche Kunst aus dem Volk heraus entstanden, geschaffen von Künstlern ohne akademische Bildung. „Triebfeder waren der Glaube und die Hoffnung auf Erlösung“, sagt Schmidt. 

Die Darstellung der Lanze reicht sogar ins sechste Jahrhundert zurück. Die Arma Christi bildeten spätestens seit dem 13. Jahrhundert einen eigenen religiösen Motivkreis. Besonders im Dreißigjährigen Krieg und vor allem im 19. Jahrhundert wurden die Arma Christi verehrt, doch auch noch Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte die Tradition im katholischen Bayern zum Alltag.

Arma Christi sind praktisch auf allen religiösen Gegenständen und Bildern denkbar. Die Ausstellung „Arma Christi – Passionsdarstellungen aus der Sammlung Josef Nießer“ zeigt nicht nur reich behängte Arma-Christi-Kreuze, sondern auch Lithografien, Drucke, Sterbebilder, Scherenschnitte, ein Stickbild, ein Grabkreuz mit Lanze und Schwamm, Rosenkränze, verziert mit Arma, und Wallfahrtsmedaillen, zum Teil aus dem 17. Jahrhundert.

Außerdem sind Reliquienbilder und Votivtafeln, Feldkreuze und Wandtafeln zu sehen sowie sogenannte Eingerichte, bei denen sich der Betrachter staunend fragt, wie der Künstler den Inhalt in den Glasbehälter hineingebracht hat. 

Andrea Hammerl

Info: 

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 3. Juni, im Bauerngerätemuseum Hundszell bei Ingolstadt zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr.